Die zunehmende Motorisierung und der politische Fokus auf den Individualverkehr, bei dem gewachsene Strukturen radikal und oft auch ohne Weitsicht zu Gunsten des Straßenverkehrs unwiderruflich verändert wurden, führten dazu, dass der Öffentliche Personennahverkehr und der Güterverkehr keine Chancen mehr hatten. Der Investitionsstau bei der MEG trug ein übriges dazu bei. 1970 wurde die erste Bushaltestelle in Balzhofen bei der Kirche eingerichtet. Der Linienverkehr mit Omnibussen wurde im gleichen Jahr aufgenommen und am 27. September 1970 wurde mit der letzten Personenzugfahrt folglich der Personenverkehr zwischen Freistett und Bühl eingestellt. Damit war der im Volksmund liebevoll genannte „Entenköpfer“ Geschichte.
Eine Zeitzeugin berichtete mir zur Abschiedsfahrt folgendes: „Am Tag der letzten Fahrt des Entenköpfers ging ich mit meiner Schwester und den Kindern zum Bahnhof Balzhofen. Dort waren zahlreiche Balzhöfner anwesend. Als der Zug dann kam waren alle sehr begeistert und jubelten den Zuggästen zu. Im Zug selbst standen alle und jubelten zurück. Danach sind wir zum Bahnhof Oberbruch gelaufen und warteten bis der Zug dann wieder zurückfuhr. Dort wiederholte sich dann das Gleiche Spektakel nochmal.“
Der Güterverkehr wurde mit Rollschemlwaggons noch bis zum August 1971 aufrecht erhalten. Im Jahr 1971 wurde die Südwestdeutsche Eisenbahn AG (SWEG) gegründet in der die MEG aufging. Da der NATO-Flugplatz in Söllingen strategisch von Bedeutung war wurde die Reststrecke zwischen Bühl und Söllingen auf Normalspur umgebaut damit der Flugplatz sowie auch andere Firmen weiterhin bedient werden konnten. Die Strecke zwischen Balzhofen und Vimbuch wurde dabei auf die heutige Trasse verlegt. Im Archiv der Gemeinde Balzhofen ist auch zu finden dass Balzhofen im Zuge der Umspurung vom Stückgutbahnhof zum Stückgutort umgewandelt wurde und damit auch die Abfertigungsbefugnis für Expressgut entfiel. Leider wurde im Rahmen der Umspurung dem damaligen Zeitgeist entsprechend auch der Bahnhof Balzhofen abgerissen. Schade eigentlich, denn die Bauweise der MEG-Gebäude war einzigartig.
Nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 zogen sich die Kanadischen Streitkräfte nach und nach aus Deutschland zurück. Folglich wurde der NATO-Flugplatz Söllingen zum Jahresende 1993 geschlossen. Die SWEG hatte im Rahmen der Aufgabe dieses Flugplatzes zahlreiche Militärtransporte zu bewältigen. Danach wurde es um die Teilstrecke Stollhofen-Söllingen recht still und für die SWEG bedeutete dies eine weitere Reduzierung des Frachtaufkommens. Die zivile Nutzung des Flugplatzes brachte für die verbliebene Stammstrecke der SWEG leider keinen zusätzlichen Nutzen.
Aktuell betreibt die SWEG neben einigen anderen Eisenbahnstrecken weiterhin die Güterverkehrsstrecke zwischen Bühl und Greffern. Beliefert wird hauptsächlich ein Chemieunternehmen. Die wichtige Bedeutung dieser Reststrecke wurde durch die komplette Modernisierung im Jahr 2009 untermauert.
Das folgende Video zeigt einen Güterzug, aufgenommen am 30. Mai 2023, gegenüber dem ehemaligen MEG-Bahnhof Balzhofen.